Zwei Jahre Renaturierung Stocklen

von Sandra Julius

Vor gut drei Jahren fuhren am unteren Greifensee die Bagger auf. Rund 14'000 Kubikmeter Erde wurden abtransportiert, um auf einer Fläche von knapp fünf Hektaren wieder Feuchtgebiete zu schaffen. Im Oktober 2020 wurde das renaturierte Gebiet Stocklen samt Aussichtsturm der Natur und der Bevölkerung wieder übergeben. Seither sind zwei Jahre vergangen – Zeit für einen kurzen Zwischenbericht.

Es ist noch nicht allzu lange her, dass die heutigen Riedwiesen am unteren Greifensee noch ganz anders aussahen. Landwirtschaftlich genutzte Fettwiesen und Ackerflächen dominierten das Gebiet, Entwässerungsanlagen verhinderten das zeitweilige Überschwemmen der Wiesenflächen. Im Rahmen der Renaturierung wurden die nährstoffreichen Oberschichten des Bodens abgetragen und landwirtschaftlich wiederverwertet. Die Drainage wurde entfernt. Ein heterogenes Gelände mit vielen verschiedenen, vernetzten Habitaten wurde geschaffen. Ein Schwerpunkt wurde dabei auf permanent und periodisch wasserführende Gewässer gelegt, die gefährdeten Arten einzigartige Lebensbedingungen bieten.
Wechselfeuchte Flachgewässer sind insbesondere für durchziehende Limikolen und andere Wasservogelarten von grosser Bedeutung, denen die Gebiete als Ruhe- und Nahrungsstätte dienen. Aber auch diverse Reptilien, Amphibien, Insekten und Pflanzen profitieren von Flachmoorflächen. So ist beispielsweise der stark gefährdete, kleine, aber äusserst stimmgewaltige Laubfrosch seit der Renaturierung ein regelmässiger Besucher der Flachwasserteiche.
Die endgültigen Resultate werden erst in einigen Jahren vorliegen, bereits heute – zwei Jahre nach abgeschlossener Renaturierung – kann aber schon eine positive Zwischenbilanz gezogen werden: Viele seltene Vogelarten wie die vom Aussterben bedrohten Bekassinen sowie Kiebitze, Zwergdommeln, Flussuferläufer und Nachtreiher konnten in Stocklen beobachtet werden. Und auch weniger gefährdete Arten wie zum Beispiel die Stelzenläufer, Bruchwasserläufer, Grünschenkel, Seidenreiher oder die in der Schweiz nur selten anzutreffenden Rallenreiher haben das Gebiet als Lebensraum entdeckt.

Foto: Am Rand der renaturierten Fläche ist ein guter «Vorher/Nachher»-Vergleich möglich. So wie die Fettwiesen rechts im Bild, sah noch vor drei Jahren das gesamte Gebiet aus.

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