Junger Kranich am Greifensee gestrandet

von Sandra Julius

Mit ihrem spektakulären Balztanz und dem trompetenartigen Ruf gehören die eleganten Kraniche zu den auffälligen Vögeln. In der Schweiz sind sie nur sehr selten anzutreffen, da ihre Hauptzugwege nicht über die Schweiz führen. Seit Dezember wird in der Umgebung vom Greifensee jedoch immer wieder ein Kranich gesichtet. Es handelt sich um einen Jungvogel von letztem Jahr, der wahrscheinlich den Anschluss beim Vogelzug verpasst hat oder von einem Sturm an den Greifensee getrieben wurde.

Früher waren Kraniche in fast ganz Europa verbreitet. Heute kommen sie vor allem in Nord- und Osteuropa sowie in Russland bis Ostsibirien vor. Ihnen fehlte zunehmend geeigneter Lebensraum für ihre Brut. Sie benötigen offene und grosse Flächen mit Sümpfen, Mooren und Feuchtwiesen, wo sie nach Nahrung suchen und ungestört brüten können. Seit den 80er Jahren nimmt die Kranichpopulation in Europa aber dank Schutzbemühungen in Skandinavien, Finnland, Polen und Deutschland sowie in ihren Winterquartieren stetig zu. Auch die Anzahl Brutpaare in Deutschland hat wieder stark zugenommen. Dass sie in der Schweiz heimisch werden, ist jedoch eher unwahrscheinlich, da sie auf grosse, zusammenhängende Feuchtgebiete angewiesen sind.

Kraniche ziehen jeden Herbst und Frühling jeweils in grossen Gruppen von ihren Brutgebieten in die Winterquartiere in Spanien, Südfrankreich oder Nordafrika und umgekehrt. Sie folgen dabei schmalen Zugstrassen. Die Schweiz liegt ausserhalb dieser Hauptrouten, weshalb hier nur seltener und jeweils weniger Kraniche auf ihrem Zug beobachtet werden können.

Die geselligen Kraniche leben in grossen Gruppen und gehen nicht nur gemeinsam auf Nahrungssuche und schlafen gemeinsam, sondern bleiben auch während des Vogelzuges in diesen Gruppen zusammen.

Bei Zugvögeln, so auch den Kranichen, kann es aber immer wieder vorkommen, dass sich einzelne Vögel – meist Jungvögel – während dem Zug verirren, vom Wind fortgetragen werden oder den Anschluss verlieren, weil sie geschwächt sind.

Gegen Ende November 2022 überflogen einige Gruppen von Kranichen die Schweiz. Auch über den Greifensee zogen in dieser Zeit circa 80 Individuen. Es könnte sein, dass der junge Kranich bei dieser Gruppe dabei war und den Anschluss verpasste. Wie genau er am Greifensee landete, darüber kann nur spekuliert werden.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass er sich in den nächsten Tagen oder Wochen noch alleine auf den Weg Richtung Süden macht. Ebenso kann es aber sein, dass er hier überwintert und im Frühling allenfalls wieder den Anschluss an ziehende Kraniche findet oder selber Richtung Norden fliegt. Gerade in Norddeutschland kommt es häufig vor, dass die Kraniche in der Nähe ihrer Brutgebiete überwintern und nicht in den Süden ziehen oder sich erst auf den Weg machen, wenn ein Kälteeinbruch kommt.

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