Frühlingswanderung unserer Amphibien

von Sandra Julius

Wenn im Frühling die Temperaturen langsam steigen, erwachen unsere Amphibien aus der Winterstarre. Sie verlassen ihr Winterquartier und machen sich auf den Weg zu ihrem Laichplatz. Auf ihrer Wanderung lauern allerdings viele Gefahren.

Ab einer Temperatur von rund 5 Grad Celsius erwachen Frösche, Kröten, Salamander und Molche aus ihrer Winterstarre. Sie verlassen die Erdlöcher, Wurzelspalten oder Laubhaufen, die ihnen während der kalten Jahreszeit als frostgeschützte Winterquartier dienten und suchen ihren Laichplatz auf. Sie kehren dabei immer wieder zu dem Gewässer zurück, in dem sie sich selbst von der Kaulquappe zum Frosch oder zur Kröte gewandelt haben. Amphibien wandern mit Vorliebe in regnerischen Nächten, da sie dann besser vor dem Austrocknen geschützt sind. Oft sind sie gemeinsam mit Tausenden von Artgenossen unterwegs und legen auf ihrem Weg Strecken von einigen hundert Metern bis ein paar Kilometer zurück. In der Regel dauert die Amphibienwanderung, je nach Witterung, ungefähr von Mitte Februar bis Ende März.

Wanderung mit vielen Hindernissen
Die grösste Gefahr während der Wanderung stellen befahrene Strassen dar. Werden Frösche und Kröten von Autoscheinwerfern geblendet, verharren sie oft mitten auf der Strasse. Kröten sind zudem sehr langsam unterwegs. Um eine normal breite Strasse zu überqueren, benötigen sie oft mehr als eine Viertelstunde, was ihnen auch auf mässig befahrenen Strassen zum Verhängnis werden kann. Aber auch nicht abgedeckte Lichtschächte oder Abflüsse sind gefährlich für die kleinen Vierbeiner. Fallen sie in einen Schacht, kommen sie ohne Ausstieghilfe oft nicht mehr heraus und verhungern oder vertrocknen.

Hoher Lebensraumverlust
Die grösste Bedrohung unserer Amphibien ist allerdings der Lebensraumverlust. In den letzten hundert Jahren sind 90 Prozent aller Feuchtgebiete durch Trockenlegung verschwunden, Flächen der Vesiegelung und Fliessgewässer einer zunehmenenden Kanalisierung zum Opfer gefallen. Um Amphibien zu fördern und ihre Lebensräume zu erhalten, wurden am Greifensee in den letzten Jahren viele Kleingewässer geschaffen. Aktuellstes Beispiel ist die Knopflischlinge. Der letzte Altarm des Aabachs Mönchaltdorf wurde im Winter 2022/23 ökologisch aufgewertet. Der Grasfrosch hat die Knopflischlinge bereits für sich entdeckt – seine grossen Laichballen sind momentan von der Plattform aus gut zu sehen.

Die Schutz- und Fördermassnahmen am Greifensee zeigen Wirkung: In den Kleingewässern rund um den See können neben dem Grasfrosch auch der sehr seltene Laubfrosch, die vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke, sowie der Kamm- und der Bergmolch beobachtet werden.

Unterstützung während der Wanderzeit
In den eigenen Gärten hilft es, Abflüsse, Schächte oder Löcher abzudecken oder mit einer Ausstiegshilfe zu versehen. Wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind, können Sie auf Amphibienwarnschilder achten und auf entsprechenden Strecken das Tempo anpassen. Wer gerne aktiver mithilft, kann sich zudem bei den lokalen Naturschutzvereinen für Einsätze während der Amphibienwanderung melden. Rund um den Greifensee hat jede Gemeinde einen Naturschutzverein. Um Amphibienzäune aufzustellen, die Frösche und Kröten über die Strasse zu tragen, aus Fallen zu befreien oder um Zählungen durchzuführen, werden jedes Jahr viele freiwillige Helferinnen und Helfer benötigt.  

Gut zu wissen
Alle einheimischen Amphibienarten sind in der Schweiz gesetzlich geschützt. Sie ohne Bewilligung zu fangen, transportieren, verkaufen oder zu töten ist verboten. Auch einen laut quakenden Frosch aus dem eigenen Teich zu entfernen, der einem den Schlaf raubt, ist ohne Bewilligung nicht erlaubt.

 

Foto: Laichballen des Grasfrosches in der ökologisch aufgewerteten Knopflischlinge

 

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