Emsiges Treiben in den Riedwiesen am Greifensee

von Sandra Julius

In den Riedflächen rund um den Greifensee ist im Moment einiges los. Frühling ist die Zeit der Rückkehr der Brutvögel und der Rast der Zugvögel. Im Wasser- und Zugvogelreservat von nationaler Bedeutung lassen sich zu dieser Jahreszeit darum zahlreiche spannende Beobachtungen machen.

Während im Februar und März hauptsächlich Vögel an den Greifensee zurückkehren oder hier Rast machen, die zu den Kurzstreckenziehern gehören, werden sie im April von den Langstreckenziehern abgelöst. Als Kurzstreckenzieher werden Arten bezeichnet, die weniger als 5000 Kilometer zwischen ihrem Winterquartier und dem Brutgebiet zurücklegen. Sie verbringen den Winter oft im Mittelmeerraum oder auch als Wintergäste in unseren Breitengraden. Langstreckenzieher hingegen überwintern meist südlich der Sahara und legen mehr als 5000 Kilometer auf ihrem Zugweg zurück. Zu den Kurzstreckenziehern gehören beispielsweise der Zilpzalp, die Mönchsgrasmücke, die Stare oder die Rohrammer. Langstreckenzieher sind unter vielen anderen Nachtigall, Trauerschnäpper, Bruchwasserläufer, Wiedehopf und der Kuckuck.

Welche Arten einfach über die Schweiz hinwegziehen oder bei uns Rast machen, ist von ihrem Bedarf nach einer Pause und nach Nahrungsaufnahme aber auch vom Wetter abhängig. Stürmt oder regnet es zu stark, sind die Vögel oft gezwungen, ihren Zug zu unterbrechen und zu landen, bis sich die Flugbedingungen wieder gebessert haben. Darum ist es immer etwas unterschiedlich, welche Zugvögel an geeigneten Rastplätzen wie dem Greifensee tatsächlich beobachtet werden können.

Dieses Jahr besuchte uns im April während einer Woche beispielsweise der Wiedehopf. Und in der Umgebung von Stocklen am unteren Greifensee ist der schöne Gesang der Nachtigall zu hören. Auch viele Limikolen wie die Rot- und Grünschenkel, die eleganten Stelzenläufer, Bekassinen oder Bruchwasserläufer rasteten an den Flachwasserteichen der Riedflächen. Für Limikolen sind Rastplätze mit störungsfreien, offenen Flachwasserflächen – wie sie am Greifensee vorkommen und erhalten werden – zwingend, während andere Arten wie der Wiedehopf oder der Trauerschnäpper im Notfall auch in Gärten, Städten oder im Kulturland rasten.

In der Naturstation Silberweide wurden in den letzten Wochen Teichrohrsänger, Schilfrohrsänger und Seggenrohrsänger beobachtet. Der Teichrohrsänger mit seinem auffälligen, schwätzerischen Gesang brütet in der Naturstation, während die anderen zwei Rohrsänger weiterziehen.

Ein Besuch in der Naturstation oder ein Spaziergang entlang des Greifensees lohnen sich im Frühling also auch bei durchzogenem Wetter. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, rastende Zugvögel anzutreffen, am grössten. Es empfiehlt sich, einen Feldstecher mitzunehmen, denn gerade jetzt dürfen die Riedflächen auf keinen Fall betreten werden: die Zugvögel sind auf störungsfreie Rastplätze angewiesen und die noch frische Vegetation reagiert sehr empfindlich auf Trittschäden. Wer keinen eigenen Feldstecher besitzt, kann übrigens während der regulären Öffnungszeiten einen in der Naturstation mieten

 

Foto oben (fotofredi): Teichrohrsänger in der Naturstation Silberweide

Video (Greifensee-Stiftung, Andrea Fosco): Wiedehopf in den Riedwiesen in Stocklen

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